#2 Die Heldenreise als Storytelling Prinzip
Transformation
“Du weißt doch, dass man das Ende nur erreicht, wenn man von der Reise transformiert wurde. Dieser Kram hier muss passieren. Damit wir alle die richtige Einstellung haben. Um sie zu beenden, die Heldenreise.”
Jener Der Bleibt (He Who Remains im Original, oder auch: Kang the Conqueror) aus der Serie Loki weiß, was passiert. Er beherrscht die Zeit und kann dadurch Dinge zu seinen Gunsten manipulieren. Zum Beispiel kann er den Schwert-Hieben, die ihn töten sollen, ausweichen.
“Wieso sind wir dann hier?”, wird er gefragt. Wenn er doch eh schon alles weiß. Seine Antwort ist das Zitat von oben.
Die Zeit kann er manipulieren. Das Resultat einer Entwicklung, die an die Zeit gebunden ist, jedoch nicht.
Die Reise
Die Protagonisten müssen also eine bestimmte Entwicklung durchmachen, um an den Punkt zu kommen, der sie verändert und als Ende der Heldenreise bezeichnet werden kann.
In der Serie deshalb spannend, weil die notwendige Transformation erwähnt wird und diese sich gleichzeitig in der letzten Folge, in genau dieser Szene abspielt: Die Verwandlung des Protagonisten vollzieht sich, das Ende der Heldenreise ist greifbar.
Das Storytelling Prinzip
Die Heldenreise gilt als gelungenes Storytelling Prinzip.
Es folgt dem klassischen Grundmuster von drei Akten:
Die 12 Schritte der Heldenreise
Neben der groben Dreiteilung sind es vor allem 12 Abfolgen, die Joseph Campbell treffend beschreibt. Campbell las sich durch hunderte Mythen-Geschichten aus der ganzen Welt und entdeckte den Monomythos: Die Heldenreise.
In seinem Buch “The Hero with a Thousand Faces” beschreibt er den Held in den unterschiedlichen Geschichten als immer neue Variante desselben Helden.
Ein bekanntes Erzählmuster
Viele Erzählungen, Kino-Blockbuster, Romane oder Werbespots können auf das Format der Heldenreise heruntergebrochen werden. Star Wars, Matrix, Herr der Ringe oder König der Löwen nutzen das Muster.
Was haben diese so unterschiedlichen Geschichten gemeinsam?
Menschen können sich Geschichten besser merken als Fakten. Wenn man sich auf Geschichten einlässt, durchlebt man sie mit. Und die Heldenreise ist meist ein emotionaler Ritt.
Identifikation
Wir können uns mit dem Helden identifizieren. Er symbolisiert unser eigenes Leben und unsere eigenen Herausforderungen und Abenteuer. Es muss nicht immer der eine überlebensgroße Bösewicht sein, den wir besiegen müssen.
Es kann eine Aufgabe sein, wie die Schule zu beenden, den Führerschein zu machen, einen Job anzutreten oder für das Studium in die erste eigene Wohnung in eine fremden Stadt zu ziehen.
Du verlässt deine gewohnte Umgebung und begibst dich auf ein Abenteuer, das dich fordert; das dich zu Boden wirft und das dich verzweifeln lässt. Aber durch das du gestärkt und gewachsen zurückkehrst.
Unsere eigene Heldenreise
Unser eigenes Leben ist eine Abfolge von unterschiedlichen Heldenreisen; von Problemen und Herausforderungen, die wir meistern. Wir selbst sind die 1000 unterschiedlichen Gesichter des einen Helden. Wir sind die immer neuen Variationen. Wie die Varianten der immer gleichen Personen aus Parallel-Universen in der Serie Loki.
Wir gehen selbst auf Heldenreise. Immer und immer wieder; ein ständiger Kreislauf an Herausforderungen und Transformation. So wie der Lauf der Zeit, den Jener Der Bleibt versucht in einem unendlichen Kreislauf zu bändigen.